Eine "Hands-On" Einführung in Linux

Zielsetzung

  • nachträgliche Parallelinstallation der Ubuntu Linux Distribution von CD auf einen Arbeitsplatzrechner, auf dem bereits ein Windows OS installiert ist.
  • Einführung in grundlegende Funktionalitäten und Konfiguration des Linux OS.

Linux Distributionen

  • Zwei grundsätzliche Zweige : Debian–basierte Distributionen und RPM–basierte Distributionen (z.B. Novell/SuSe und Fedora/RedHat) (und außerdem gibt es noch mindestens Slackware und Gentoo mit ganz anderen Paketformaten)
  • Unterschiede : Paketsystem
  • Generell nur die Software verwendbar, die der Distributor anbietet
  • Linux Software ist größtenteils OpenSource oder Freeware
  • Ubuntu Distribution basiert auf Debian. Vorteil : benötigt nur eine CD zur Installation, lädt aber während der Installation aus dem Internet (bzw. Netzwerk) nach.
  • HW–Unterstützung generell : Grafikkarten, Serial–ATA, Festplatten werden gut unterstützt; Probleme kann es geben bei HW, die weniger als 1 Jahr alt ist, HW von Laptops, WLAN, Softmodems, …
  • Weitere Linux Versionen :
    • Cygwin ist kein vollständiges Betriebssystem, sondern eine Umgebung, die es ermöglicht, Linux–Tools unter Windows zu verwenden.
    • Knoppix ist eine Debian basiert Distribution, die vollständig von CD läuft. Gut nutzbar für zum Beispiel Vorführungen, Systeme ohne Festplatten, … Kann selbst zusammengestellt werden.
  • Verschiedene Versionen grafischer Benutzeroberflächen für Linux :
    • GNOME wird z.B. von Ubuntu genutzt
    • KDE
    • XFCE
    • Es gibt außerdem viele einfache Window–Manager, die sinnvoll sind bei leistungsschwachen Rechnern

Installation

  • Für eine Linux–Sytem–Partition inkl. aller möglicherweise in der Zukunft nachinstallierten Software sind 10 GB mehr als ausreichend.
  • Als Dateisystem „Ext3” wählen.
  • eine zusätzliche „FAT32” Partition würde es ermöglichen, Daten mit Windows auszutauschen (funktioniert nicht für Linux OS Installationspartition!)
  • „Auslagerungsspeicher” ist die Swap–Partition (Linux verwaltet seinen Auslagerungsspeicher in einer eigenen Partition, die etwa die doppelte Größe des Hauptspeichers haben sollte)
  • Empfohlen: zusätzlich eine Partition für „/home” anzulegen, damit sind die Benutzerdaten schon auf Partitionsebene von den Systemdaten getrennt.
  • Anmerkung : der LVM (Logical Volume Manager) von Linux kann mehrere Partitionen zu einer logischen Partition zusammenfassen; dieses Feature ist allerdings eher für Linux Server als für Arbeitsplatzrechner interessant
  • Besonderheit bei Ubuntu Distribution: der zuerst angelegte Benutzer darf Systemadministration machen (dieses kann nachträglich verändert werden)
  • Bootloader : den Linux Bootloader (GRUB) in den Masterbootrecord der Festplatte installieren. Dieser kann sowohl Linux als auch Windows hochfahren (Deswegen auch Linux nach Windows installieren (Windows Installationen überschreiben den Masterbootrecord immer mit dem Windows-Bootloader).

Gnome–Desktop

  • Taskleisten des Desktop
    • verschiebbar
    • über Kontextmenü Applets hinzufügen („Anwendungsstarter” für Einträge, die bereits im Menü sind, „benutzerdefinierter …” für beliebige Aufrufe), entfernen, anordnen (mittlere Maustaste)
    • mehrere Desktops können über das Applet „Arbeitsfläche wechseln” eingerichtet und genutzt werden
  • Anwendungen
    • Büro – z.B. Evolution Outlook–Clone und Open Office Anwendungen
    • Grafik – grafische Anwendungen, Foto–, Bildbearbeitungsprogramme u.ä.
    • Internet – Browser, Mailprogramme, Windows Terminal Server Client, …
    • Spiele
    • Unterhaltungsmedien
    • Zubehör – Terminal (=Kommandozeile, wichtig unter Linux) …
  • Orte – Links zu häufig gebrauchten Orten im Rechner

System/Einstellungen

  • Unter dem Menüpunkt System/Einstellungen können die verschiedenen Aspekte der praktischen Nutzung der grafischen Oberfläche konfiguriert werden
  • System/Einstellungen/Schrift – systemweite Konfiguration von Schriftarten und –größen
  • System/Einstellungen/Sitzungen
    • Lasche Startprogramme – Anwendungen beim Hochfahren der grafischen Oberfläche automatisch starten (=Autostart)
    • Lasche Aktuelle Sitzung – verwalten der laufenden Prozesse
  • System/Einstellungen/Tastatureinstellungen – Tipp–Pause, Belegung der Tastaturtasten (Groß–/Kleinschreibung, Hochstell, Compose→Sonderzeicheneingabe, …)
  • System/Einstellungen/Tastenkombinationen – viele Aktionen, insbesondere auch zur Fensterbedienung (Wechseln zwischen Desktops usw.), können über Tastenkombinationen bedient werden, z.B. auch
    • Strg+Alt+D wechselt zum Desktop
    • Strg+Alt+F1 wechselt zum ersten Terminal des Systems (z.B. wenn die grafische Oberfläche sich mal verabschiedet hat)
    • Strg+Alt+F7 wechselt zurück in die grafische Oberfläche
  • System/Einstellungen/Themeneinstellungen – Icons usw. (Eye–Candy)

Dateisystem

  • System/Einstellungen/Orte/Computer – Dateimanager (Explorer–style : links „Baum” und rechts „Listenansicht”)
  • Linux kennt keine Laufwerke → alles wird als Ordner in den Dateibaum eingehängt
  • Alle Verzeichnisse außer „home” gehören zum OS
  • „home” beinhaltet nur Benutzerdaten, nichts anderes; Empfehlung : „home” Ordner auf eine eigene Partition legen:
    • Benutzerdaten bleiben selbst bei Neuinstallation des OS erhalten
    • Trennung von Systemsicherung ohne Daten (Image) und Datensicherung möglich
    • /home/<benutzername> entspricht dem persönlichen Ordner unter Windows, kann 1:1 auf andere Rechner übertragen werden
  • /usr beinhaltet die installierten Anwendungen
    • /usr/bin: i.d. Regel installieren sich Anwendungen hierher
    • /usr/share: anwendungsspezifische Verzeichnis
    • /usr/local: eigene Programme können hier installiert werden, wird nicht vom OS verwendet
  • /etc – Konfigurationseinstellungen für die verschiedenen Anwendungen liegen hier
  • /var beinhaltet veränderliche Daten, z.B. unter /var/log die Prokolldateien des Systems
  • Wechseldatenträger (USB–Platte, USB–Stick, CD–Rom, …)
    • Automatische Erkennung : Ordner im Dateimanager und Link auf Desktop werden erzeugt (diese sind unterhalb des /media–Ordners eingehängt)
    • Entfernen : damit noch gepufferte Daten auf den Datenträger übernommen werden → im Kontextmenü des Desktop–Symbols „Entfernen” (=unmount), erst dann den Wechseldatenträger abziehen, auswerfen, o.ä.
    • Siehe auch System/Einstellungen/Wechseldatenträger– und Medieneinstellungen
  • Versteckte Dateien – beginnen mit einem Punkt

System/Administration

  • Unter dem Menüpunkt System/Administration können die verschiedenen Aspekte der Verwaltung des Rechners konfiguriert werden:

Im Rechtesystem von Ubuntu darf das der erste angelegte Benutzer nach Eingabe seines Passworts (Mechanismus: gksudo), als Systemverwalter (root) kann man sich nicht anmelden.

  • System/Administration/Aktualisierungsverwaltung – Software–Updates der OS Installation und aller ihrer Anwendungen. Prüft, ob im Internet in den unter System/Administration/Software–Quellen aufgeführten Kanälen Softwareupdates zur Verfügung stehen. Es gibt vier Kanäle (siehe auch System/Einstellungen/Einstellungen bzw. Datei /etc/apt/sources.list)
    • Main – Standard Software, alles OpenSource, Security–Updates werden vom Distributor garantiert
    • Restricted – Gerätetreiber usw., Security–Updates werden vom Distributor garantiert
    • Universe – mehr oder weniger hobbymäßig erstellte, frei zugängliche Software, Security–Updates sind nicht garantiert
    • Multiverse – nicht freie Software (z.B. MS Fonts, Acrobat Reader usw.), hier selbst jeweils nach Lizenz schauen, Security–Updates sind nicht garantiert
    • Zu allen Kanälen verfügbar: Quelltext (braucht der „normale” Anwender nicht)
  • System/Administration/Synaptic–Paketverwaltung – erlaubt die Installation und Deinstallation einzelner Anwendungen
    • Installation – zu installierendes Paket auffinden, z.B. über die Auswahl der Sektion, oder durch Suche nach dem Namen, dann i.d. Liste auf der rechten Seite auf den Knopf vor dem Paket klicken, „Zum Installieren vormerken” auswählen, nach Klicken auf „Anwenden” werden alle vorgemerkten Pakete heruntergeladen und installiert
    • Deinstallation – zu deinstallierendes Paket auffinden, dann i.d. Liste auf der rechten Seite auf den Knopf vor dem Paket klicken, „Zum vollständigen Entfernen vormerken” deinstalliert die Anwendung und ihre Konfigurationseinstellungen, „Zum Entfernen vormerken” deinstalliert nur die Anwendung ohne die Konfigurationseinstellungen zu entfernen (diese können gesondert entfernt werden, nachdem man in der linken Seite des Dialogs „Status” ausgewählt hat)

Anmerkung : falls „ubuntu-desktop” beim Deinstallieren einer Anwendung erscheint – dies ist ein Pseudo–Paket, das lediglich Abhängigkeiten zu anderen Paketen auflistet. Es kann bedenkenlos „deinstalliert” werden.

  • System/Einstellungen/Einstellungen Lasche Dateien Abschnitt Temporäre Dateien bestimmt, ob heruntergeladene Pakete lokal auf dem Rechner (im Ordner /var/cache/apt/archives) gespeichert bleiben. Die Pakete können auch nachträglich händisch gelöscht werden : im Paketmanager Schaltfläche „Alle Paketdateien im Zwischenspeicher löschen”, das kann allerdings nur der Superuser (=Administrator), nicht der „normale” Anwender
  • Debian basierte Distributionen können im laufenden Betrieb aktualisiert werden (inkl. OS und allen Anwendungen). Normalerweise treten nur kleine Problemchen auf.

Paketverwaltung von der Kommandozeile (z.B. automatisch über Skript)

  • Aptitude kann nur vom Superuser (=Administrator) ausgeführt werden, also immer ein sudo (=superuser do) vor dem jeweiligen Befehl
  • Befehl sudo aptitude
    • Option install <paketname> – Paket installieren
    • Option remove <paketname> – Paket deinstallieren
    • Option purge <paketname> – deinstallieren und Konfigurationseinstellungen löschen
    • Option update – holt aktualisierte Liste der verfügbaren Pakete
    • Option safe-upgrade – automatisches Upgrade auf alle bereits installierten Pakete
  • Befehl apt-cache (nur Anzeige, daher keine Superuser–Rechte notwendig)
    • Option search <suchbegriff> – sucht in Name und Kurzbeschreibung der Paketlisten
    • Option policy <paketname> – zeigt Infos zu Paket an
  • Befehl deborphan
    Nachträgliche Installation notwendig: sudo aptitude install deborphan
    Sucht nach verwaisten Paketen/Dateien, listet z.B. alle dynamischen Libraries auf, die von keinem Paket mehr genutzt werden

Unix Shell

  • Backticks ` – ermöglichen die Ausgabe eines Befehls als Input für einen folgenden Befehl im Sinne einer Textersetzung, z.B. sudo aptitude purge `deborphan`
  • Pipes | – Nutzung der Ausgabe eines Befehls als Standardeingabe für einen anderen Befehl Umlenken < oder > – Nutzung einer Datei als Standardeingabe oder Standardausgabe für einen Befehl
  • Hilfefunktionen
    • apropos <ungefährer befehlsname> – zeigt ähnliche Befehle an
    • <befehl> –help – zeigt bei den meisten Befehlen eine Schnellübersicht über die möglichen Aufrufoptionen an
    • man – zeigt umfangreiche Hilfe für den Befehl an, Anzeige hat ähnliche Bedienung wie vi Editor, Suchen mit /<Suchbegriff> (n/p für weiter/zurück), vorwärts blätter mit Leertaste, rückwärts blättern mit b Ende der Anzeige mit q

Sicherheit

  • offene Ports kontrollieren mit sudo netstat -tupan: Zeigt alle Netzwerkverbindungen und alle Prozesse, die an Netzwerkports „lauschen”
  • Ubuntu installiert keine Netzwerkdienste in der Standardinstallation, alle für den Betrieb notwendigen Dienste (Druckdienst, Mail …), die prinzipiell netzwerkfähig sind, werden so konfiguriert, dass sie nur an das localhost–interface gebunden werden und so von außen nicht zu erreichen sind. Daher wird auch keine „Firewall” installiert

Das Kleingedruckte

Text von Finn Anklam, bearbeitet von Klaus Vormweg (2006)

26 Nov 2006


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